Evangelisches Bildungswerk München e.V.

Buch des Monats: Stadt aus Glas

Petra Lang rezensiert fürs ebw

Quelle: Petra Lang

rezensiert von Petra Lang

Autor: Paul Auster; deutsche Erstausgabe, veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, November 1989

Daniel Quinn ist ein Autor, der als W.William Detektivromane schreibt. Eines Tages erhält er einen Anruf. Jemand will den Detektiv Paul Auster sprechen. Bald gibt sich Quinn als Auster aus und besucht den Anrufer, Peter Stillman, der mit seiner Frau zurückgezogen lebt. Als Kind hatte ihn sein Vater, ein Forscher nach der Ur-Sprache, neun Jahre eingesperrt und die Wohnung angesteckt. Nun fürchten die Stillmans Peter Stillmans Vater, der nach Jahren in der Psychiatrie die nächsten Tage frei kommen soll. Auster nimmt den Auftrag an, den alten Stillman, der auch Peter heißt, zu observieren.
Der Mann ist harmlos, auch wenn er Wege in New York läuft, die ein Sprachmuster ergeben. Quinn spricht ihn an, aber am nächsten Morgen ist Peter Stillman verschwunden. Quinn geht zu Paul Auster. Der ist aber kein Detektiv, sondern Autor und kann ihm nicht weiterhelfen. Quinn will seinen Auftrag weiter ausführen, den jungen vor dem alten Stillmann zu schützen. Er richtet sich gegenüber der Wohnung der Stillmans ein, observiert Tag und Nacht und verkommt zusehends. Er ruft Auster an und erfährt, der alte Stillman hat sich umgebracht. Quinn gilt als vermisst. Als er in seine Wohnung will, wohnt da eine junge Frau. Quinn muss wieder gehen. Er läuft zur Wohnung der Stillmans. Die Wohnung ist offen, er geht rein und schreibt so lange in sein rotes Notizbuch, in das er alles über Peter Stillman eingetragen hat, bis nichts mehr übrig ist. Paul Auster und ein Freund, der Autor, suchen Quinn und finden das Notizbuch. Quinn selber ist irgendwohin verschwunden.

Paul Auster ist ein Meister der Anspielung. Seine Personen sind oft Schriftsteller, die sich verirren, die Identität wechseln, verdoppeln, auflösen. Die Stimmung ist dunkel, und er kokettiert damit. Hoffnung besteht in der Möglichkeit, wählen zu können, welchen Weg man geht. Bei Auster ist das aber meist ein Dilemma. Seine Romane sind spannend und mehrschichtig zu lesen.

Petra Lang – Warum ich dieses Buch empfehle:
„Mich spricht Austers „New York-Trilogie“ an, da er die Verunsicherung des modernen Menschen, seine Unbehaustheit und Suche nach SIcherheit thematisiert. Das Spiel kann so und so ausgehen. Sind wir frei? Auster spielt auf literarisch raffinierte Weise mit dem Wechsel und der Verkehrung, aus der das Falsche, aber auch das Richtige resultieren kann.“

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