Evangelisches Bildungswerk München e.V.

Aus der Geschäftsstelle

Als ich Marylin Monroe war

Andacht am Forggensee bei Füssen. Ich habe den schwarzen Talar an. Ich spreche über einen Psalm in der Bibel. Die Besucher sitzen auf Bierbänken. Die Sonne spiegelt sich im See. Mehrere Schwäne liegen friedlich im Wasser.
Wow, sogar die Schwäne hören dir zu, denke ich mir. Wie einst bei Franz von Assisi!
Jetzt ist der Posaunenchor dran. Die Instrumente gehen nach oben. Ein Choral ertönt.
Und die Schwäne? Rasten völlig aus. Springen ans Ufer. Und gehen wild schnappend auf wen los? Nein, nicht auf die Posaunen! Auf den Mann mit dem schwarzen Leibrock. Also auf mich. Was für ein Unrecht! Ich habe nichts getan! Ich renne davon. Um den halben See. Der Talar hebt sich wie einst das Kleid von Marylin Monroe. Die Schwäne hinter mir her.
Die Posaunenbläser können nicht mehr blasen. So sehr lachen sie. Und die Bikinifrauen am Strand lachen. Und die Männer mit den Bierflaschen in der Hand.
Irgendwann kehre ich zurück, dorthin wo der Gottesdienst stattfindet. Jetzt sind viel mehr Leute da. Gottesdienst, denken die, da ist was los! Die Schwäne ziehen weit draußen im See ihre Kreise. Jetzt lache ich auch.

P.S.: Auf die Frage nach prägenden Kulturerlebnissen im letzten Rundbrief haben uns spannende Zuschriften erreicht wie diese:

„Mit 20 sah ich zum ersten Mal ‚Rhythm is it‘, den Film über die Arbeit von Royston Maldoom. Der Film berührte mich so sehr, dass ich anschließend im Auto saß und weinte, als gäb’s kein Halten mehr. Aus dem geplanten Medizinstudium wurde bald das Herzensprojekt Tanzausbildung.“

„Für mich war das Violin Concerto no.1 in G minor von Max Bruch, das ich ungefähr mit 18 Jahren in einer herrlich milden Sommernacht spät nachts im Dunkeln im Bett hörte, eine Art ‚Axt‘. Bis dahin hatte ich keinerlei Erfahrung mit klassischer Musik oder noch nie klassische Musik als Seelen- bzw. Herzöffner erlebt. Empfindungen flogen durch die Lüfte, wie ich sie bis dahin noch nicht spüren durfte. Max Bruch und Gott Dank dafür!“

Ihnen allen eine friedliche Wiesn!

Herzliche Grüße
Ihr Felix Leibrock
Geschäftsführer des ebw, Pfarrer, Krimi-Autor

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