Evangelisches Bildungswerk München e.V.

Buch des Monats August 2017: Beschäftigungsmaterial einfach selbst herstellen

Günstig und gleich anwendbar

rezensiert von Dr. Rosine Lambin, Pädagogische Referentin des ebw, Seniorenprogramm

Kurzübersicht

In 11 praxisorientierten Kapiteln und 88 Seiten präsentiert die Autorin Beschäftigungsmaterialien für die Arbeit mit Älteren, die man selbst preisgünstig herstellen kann, sowie Übungen, die sich einfach durchführen lassen. Es beginnt mit den Sinnen: Sehen, Hören, Fühlen und Tasten, Riechen und Schmecken. Für jeden Sinn werden Übungen und Materialien, die die Autorin entwickelt hat, dargestellt. Danach folgen Übungen und Materialien aus den Bereichen Kreativität, Sprache, Zusammenhänge, Biografie, Bewegung und Entspannung. Das Buch richtet sich an Angehörige sowie an das haupt- und ehrenamtliche Personal in Institutionen, die ältere und an Demenz erkrankte Menschen besuchen und begleiten. Jede Übung mit ihren vorgesehenen Materialien steht auf einer Doppeltseite mit Bildern.

Das Buch verzichtet auf theoretische Grundlagen über das Alter und liefert Übungen für die Praxis. Es bietet Geübten mit guter Vorbildung sehr viele Anregungen. An einigen Stellen gibt uns die Autorin zusätzliche Tipps, z.B. auf Seite 27: „Diese Wahrnehmungsübung kann auch bei Festen für große und kleine Gäste angeboten werden.“ oder auf Seite 79 „Dieses Bewegungsmaterial kann zuvor gemeinsam hergestellt werden. Jeder Bewohner kann entsprechend seiner Lieblingsfarben sein eigenes Band entwerfen.“

Ziel des Buches

Das Buch will an erster Stelle eine Hilfe und eine Anregung für Menschen sein, die mit älteren und an Demenz erkrankten Menschen arbeiten, ob zu Hause, im Heim oder in Gruppen. Die Autorin arbeitet selbst lange mit diesen Zielgruppen und hat über die Jahre Erfahrungen gesammelt, die sich in ihrem Buch wiederspiegeln. Es wird keine Theorie über Krankheitsformen und Verhalten bei Demenz vermittelt. Die gelben Kästchen „Tipp“ liefern zusätzliche praktische Ideen für eine Verbesserung der Anwendungen.

Alle Sinne werden in den Methoden zur Aktivierung und Beschäftigung angesprochen: Das visuelle Betrachten von Bildern und (dem vorgeschlagenen) Material, das Tasten von Materialien, das Riechen von Düften, das Schmecken von Nahrungsmitteln und Getränken, das Hören von Geräuschen mit Gegenständen. Das Ziel ist dabei, alle Sinne zu aktivieren. Dabei gibt es auch Übungen, die die Autorin als besonders geeignet für Männer bezeichnet: Briefmarken ablösen z.B. (S. 66).

Im Buch lassen sich auch anspruchsvollere Anregungen finden, wie z.B. die Kastanien-Zählschnur (S. 56) oder Handschuhe mit Glöckchen (S.74). Die Autorin ermuntert uns, selber nach Ideen für unsere eigene Arbeit zu suchen.

(Stil)-Kritik

Das Buch ist liebevoll geschrieben und sehr gut lesbar. Die Qualität der Bilder ist hervorragend und die Darstellung übersichtlich. Die Übungen und die Materialien sind vielfältig, was spannend und bereichernd ist. Wer schon Erfahrung mit der Beschäftigung älterer und an Demenz erkrankten Menschen hat, kann von diesem Buch sicher profitieren.

Bei den Duftölen wird vielleicht nicht genug vor der Gefahr gewarnt, die von ihnen ausgehen kann (S. 33). Es gibt ätherische Öle, die für das Riechen nicht geeignet sind und man muss vor jeder Anwendung wissen, ob z.B. jemand in der Gruppe an Asthma erkrankt ist. Thymian oder Zitrone u.a. können Asthma-Anfälle schon beim Riechen provozieren. Dasselbe gilt für Nahrungsmittel. Wer gegen Äpfel allergisch ist, sollte auf die Übung S. 36-37 ganz verzichten, sowie Menschen mit Schluckbeschwerden. Die Seniorenbegleiterin / der Seniorenbegleiter sollte über die Krankheiten des älteren Menschen informiert sein, bevor sie/er mit der Übung anfängt. Auf S. 40-41, 48-49, wäre auch vielleicht gut gewesen zu erwähnen, dass viele ältere Menschen eine schwere Wollallergie haben und nur mit synthetischer Wolle arbeiten können.

Mit der Verwendung von Bildern als Übungsmaterialien muss aufgepasst werden, besonders bei Seniorenbegleiterinnen und -begleitern, die in offenen Seniorengruppen arbeiten, z.B. in ASZs, Seniorentreffs, Altenheimen. Die Bilder, die sie benutzen, müssen gemeinfrei oder freigegeben werden (S. 50-51, 86-87), sonst sind sie praktisch immer urheberrechtlich geschützt. Das Gesetz gilt auch für auf Kalenderbilder. Aber es gibt viele Wege an Bilder ranzukommen, die gemeinfrei sind. Der beste Weg ist, Bilder selber zu fotografieren. Sonst kann man im Internet gemeinfreie Bilder finden. Es muss nur klar sein.

Das Buch ist leider nicht gendergerecht geschrieben. Bei der nächsten Auflage könnte das korrigiert werden.

Das Seniorenprogramm des ebw empfiehlt die Lektüre dieses Buches: Es lohnt sich, weil es nicht nur liebevoll und ästhetisch gemacht wurde, sondern auch weil es viele interessante praxisbezogene Übungen, Methoden und Tipps für die Materialienherstellung für die Arbeit mit älteren und an Demenz erkrankten Menschen beinhaltet.

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