Evangelisches Bildungswerk München e.V.

Ostergruß 2014

Das Leben ist ein TAN-Generator

Suche Anfang, suche Anfang…. Oft taucht dieser Schriftzug minutenlang im TAN-Generator auf, jenem kleinen Gerät, mit dem wir online unsere Überweisungen tätigen. Dann überlegen wir, ob wir noch warten sollen oder aufgeben.

Suche Anfang. Das ist wie ein verzweifelter Ruf aus der Weltpolitik. Die Konflikte in und um die Ukraine, wo ist da der Weg zu einem neuen Anfang, zu einer friedlichen und für alle befriedigenden Lösung? Die täglich bedrohlicher werdenden Meldungen um die Ukraine und die Gefahr eines Bürgerkriegs verdrängen andere, nicht minder schwere Krisengebiete aus den Nachrichten. Um Syrien ist es ruhiger geworden, obwohl die katastrophale Lage im Lande zu einer der größten Fluchtbewegungen der Menschheitsgeschichte geführt hat. Nicht besser steht es um die Zentralafrikanische Republik, wo sich Christen und Muslime einen blutigen Bürgerkrieg liefern und Millionen auf der Flucht sind. Nordkorea und Südkorea belauern sich und ergehen sich in Drohungen und Provokationen, ebenso wie China und Japan, die sich nicht zu schade sind, wegen ein paar Felsen im Ostchinesischen Meer Kriegsgebärden zu zeigen. Suche Anfang, nimmt diese Kriegstreiberei, dieses Provozieren, dieses massenhafte Vernichten von Existenzen durch Vertreibung nie ein Ende?

Aber nicht nur in der weiten Welt, auch vor unserer Haustür und womöglich auch dahinter ereignet sich viel Schreckliches: Häusliche Gewalt, Mobbing am Arbeitsplatz, zerstörende Erbstreite, Hetze gegen Menschen anderer Hautfarbe, Nationalität oder sexueller Orientierung … – die Liste ist endlos. Obwohl wir über ein funktionierendes Bildungssystem und viele Beratungsmöglichkeiten in unserem Land verfügen, scheitern viele Menschen an ihren eigenen Ansprüchen und denen der Umwelt.

Gibt es da überhaupt noch Hoffnung? Suche Anfang, aber wo? Das Leben als TAN-Generator, wie kommen wir über die Suche nach dem Anfang hinaus?

Ich denke in solchen Situationen an das Gleichnis vom Feigenbaum. Da hat einer einen Feigenbaum gepflanzt. Aber der trägt keine Frucht. Dann sagt er zu seinem Weingärtner: „Seit drei Jahren komm ich hierher. Aber dieser Mistbaum bringt keine Früchte. Raubt dem Boden nur die Kraft. Hau ihn ab!“ Aber der Weingärtner hält dagegen: „Lass ihn noch dies Jahr, ich grabe noch mal um ihn und dünge ihn, vielleicht bringt er doch noch Frucht.“

Suche Anfang. Immer wieder. Nicht zu früh aufgegeben. Auch wenn sie dich belächeln, als Gutmenschen verhöhnen. Vertrau auf die Kraft des Guten im Menschen, entgegen allem Anschein. Irgendwann trägt dieses Vertrauen Früchte. Auch wenn es lange gar nicht danach ausschaut.

Der Mann aus Nazareth, dem wir das Gleichnis verdanken, lebt es vor. Er gibt keinen Menschen auf. Gerade die, die scheinbar am Ende sind: Unheilbar Kranke, Verstoßene wie Huren oder alleingelassene Kinder, arrogante Reiche wie die Zöllner. In sie steckt er seine Hoffnungen auf Veränderung, auf neuen Anfang. Und das mit Erfolg!

Das Leben des Jesus von Nazareth ist ein Zeichen, dass wir gegen alle Erwartung trotzdem auf friedliche, für alle befriedigende Lösungen vertrauen sollten. Friedenspolitik ist ein zähes Geschäft. Aber Martin Luther King und die Überwindung der Rassendiskriminierung in den USA oder der Fall der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze sind Belege, wie stark der positive Glaube die Dinge gewaltfrei verändern kann.

Das ist der Kern von Ostern. Nicht die todbringenden Mächte triumphieren am Ende. Es gibt immer wieder einen neuen Anfang. Und irgendwann kommen wir ans Ziel.

Das Evangelische Bildungswerk München versucht in seinem bescheidenen Rahmen, solche Anfänge zu begleiten und dazu zu ermutigen. Bildung ist der Weg, Wissen in Weisheit überführen. Wer sich bildet, lebt intensiver.

Ein gesegnetes Osterfest 2014

Ihr

Dr. Felix Leibrock

Geschäftsführer und Pädagogischer Leiter

Felix Leibrock
Geschäftsführer und Pädagogischer Leiter
Evangelisches Bildungswerk München

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