Evangelisches Bildungswerk München e.V.

Aus der Geschäftsstelle

  1. Wie man Würde bewahrt
    Jeden Samstag ist Markt in Koroni, einem Städtchen ganz im äußersten Südzipfel des Peloponnes. Gemüse und Obst sind frisch und farbenkräftig, direkt aus der Region. Die meisten Anbieter sind Privatpersonen, die die Früchte ihres eigenen Gartens hier zu Markte tragen. In Griechenland ist jedeR Vierte arbeitslos. Der Wochenmarkt ist eine der wenigen Möglichkeiten, ein bisschen Geld zu verdienen.
    Ich sehe die saftigen Tomaten bei einem der Händler, der nur einen einzigen Zahn im Mund hat. 70 Cent für ein Kilo steht auf einem Pappschild. Ich bestelle ein Kilo. So günstig habe ich noch nie Tomaten gekauft. Der Händler packt die Tomaten in einen Beutel. Ich gebe ihm einen Euro und sage: Stimmt so! Aber der Händler schüttelt abwehrend die Hand und kramt 30 Cent aus seinem Geldbeutel hervor. Er drückt sie mir in die Hand und wirft noch zwei weitere Tomaten in den Beutel.
    Was ich hier erlebt habe, ist mit dem Wort Würde vielleicht am ehesten erfasst. Die Würde dieses armen Händlers hat mich mit meiner nur scheinbar großzügigen Art beschämt. So arm er ist, will der Händler keine Almosen. Er will sich sein Geld redlich verdienen. Mit meinen 30 Cent habe ich ihn gedemütigt.
    Die Würde bewahren, das ist eine lebenslange Aufgabe, die dann besonders schwer fällt, wenn wir in äußere oder innere Not geraten. Wenn wir schwer erkranken, den Arbeitsplatz verlieren, von Feinden umstellt sind. Dann neigen wir dazu, verbittert zu werden. Rachegedanken machen sich breit, der Neid droht uns aufzufressen oder wir resignieren und ziehen uns in unser Schneckenhaus zurück. Diesen Gefühlen nicht nachzugeben, Charakter zu zeigen, sich aufzurichten, das bedeutet: Die Würde zu wahren. Das ist nicht einfach, und immer wieder neu einzuüben.
    Die Bibel berichtet von solchen Erfahrungen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück…, berichtet da einer. Er macht schwere Zeiten durch. Und erhält sich die Würde. Weil er sich gehalten weiß. Und vertraut, dass es nicht bei den schweren Zeiten bleibt.
    Übrigens: Die Wirtschaftsdaten in Griechenland zeigen nach oben. Die Krise ist nicht überwunden, aber es gibt Zeichen der Hoffnung. Vielleicht kosten die Tomaten in Koroni dann bald zwei Euro das Kilo. Wert sind sie es.
  2. Bildung für alle – Ausstellung im ebw
    Burkina Faso ist arm. Jedes Kind, das eine Schule besuchen kann, ist glücklich. Was aber ist mit behinderten Kindern in so einem Land? Kann man an inklusive Bildung denken, wenn sie schon in unserem reichen Land so schwierig ist? In Burkina Faso, wo eine Schule als solche schon Luxus ist?
    Dass das möglich ist, zeigt ein ambitioniertes Projekt, das wir vom 14.10. bis zum 17.12.2014 auf den Fluren des ebw präsentieren. Herzlich eingeladen sind Sie zur Vernissage: Professor Dr. Reinhard Markowetz, der das Projekt initiiert hat, stellt es uns vor. Dazu gibt es afrikanische Rhythmen, die Präsentation eines Videos und die Gelegenheit zu Gesprächen.
    Bildung für alle – wir freuen uns auf Ihr Kommen am Dienstag, 14.10.2014, 17.30 Uhr.

Freundliche Grüße aus dem Evangelischen Bildungswerk München
Ihr
Felix Leibrock
Geschäftsführer, Pfarrer

ebw

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