Evangelisches Bildungswerk München e.V.

Aus der Geschäftsstelle



Stolpern


Auf der Treppe zur U-Bahn stolpere ich. Ich falle hin. Wie ein Maikäfer liege ich auf dem Rücken und strecke alle Viere von mir.
„Haben Sie sich wehgetan?“. Gleich mehrere PassantInnen kümmern sich um mich.
„Nein, danke, geht schon wieder“, sage ich und stehe auf. In der U-Bahn denke ich über den Unfall nach. Ich war nicht ehrlich. Ich habe mir weh getan. Aber ich wollte das nicht zugeben. Mir war das peinlich, einfach so hinzufallen. Warum eigentlich? Und ist das nicht typisch auch für das andere Hinfallen? Wenn wir seelisch hinfallen? Dieses Totschweigen?
Ich kenne als Pfarrer viele Menschen, die leiden an der Seele. Sind durch ein tragisches Ereignis hingefallen. Und fressen das Leid in sich hinein. Manche haben Angst, ihren Job wegen psychischer Probleme zu verlieren. Andere fürchten, der Freundeskreis werde zusammenschrumpfen. Aber dadurch heilt nichts. Im Gegenteil. Die Isolation wird nur noch größer.
„Hast du dir wehgetan?“ Wenn wir das jemanden fragen, der an der Seele leidet, beginnt die Heilung. Es tut dem oder der anderen gut. Und auch uns selbst. Wie sagt ein jüdischer Denker: Denn wer eine Seele rettet, der rettet die Welt.

Felix Leibrock
Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks, Pfarrer, Autor

Wenn Sie wissen möchten, wer sich hinter den Kürzeln (hinter den Überschriften) verbirgt, hier finden Sie die Lösung:
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