Einsam?
Ich bin alleine in Regensburg. Es ist Samstag, Biergartenwetter. Ich möchte etwas essen, habe Durst. Also gehe ich in einen Biergarten.
„Bitte warten Sie hier“, steht auf einem Schild am Eingang. „Wir zeigen Ihnen Ihren Platz.“
Ein Kellner kommt auf mich zu.
„Ich möchte gerne etwas essen.“
Er schaut mich skeptisch an. „Sind Sie allein?“
„Ja.“
„Oh, da schaut es schlecht aus. Wissen Sie, wir haben nur Tische mit mindestens vier Personen. Und wenn Sie da alleine sitzen … wir müssen halt auch nach unserem Umsatz …“
„Schon gut“, sage ich und gehe.
So eine Situation erlebe ich selten, weil ich nicht oft alleine essen gehe. Aber ich denke an die vielen Singles, die immer alleine sind. Manche bewusst, viele aber auch ungewollt. Die sich durch so eine Situation noch mehr ausgeschlossen fühlen. Wie ist das erst bei Urlaubsreisen? Wenn es im Hotel Frühstückstische für vier Personen und mehr gibt? Klar, man kann fragen, ob man sich bei anderen dazusetzen darf. Aber das kann nicht jede und jeder. Ich verstehe, wenn man da Barrieren hat.
Aus dem Regensburger Erlebnis lerne ich: Noch wachsamer sein für die Einsamen in unserer Gesellschaft. Ihnen zumindest anbieten, sich dazuzusetzen, wenn gewünscht. Es gibt eine versteckte Einsamkeit. Genau solche Menschen hat Jesus von Nazareth in die Gesellschaft zurückgeholt. Auch darin ist er mir ein Vorbild. Denn eine Gesellschaft ist immer nur so gut, wie sie mit den Einsamen umgeht.
Seien Sie gut zu sich!
Ihr
Felix Leibrock
Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks München und Autor
P.S.: Videos und meditative Texte finden Sie auch hier: https://www.instagram.com/felixleibrock/