Der Ackergaul

Einen Moment bitte

Mir tun die Knie weh. Jede Treppe wird zum Mount Everest. Wenn ich in die Hocke gehe, will ich gar nicht mehr hoch.

„Arthrose“, sagt mir der Orthopäde.

„Oh“, sage ich. „Wie bekommt man die weg?“

Der Orthopäde lächelt.

„Die bekommt man nicht weg. Wir können die Arthrose nur erträglicher machen.“

„Verstehe ich nicht“, sagte ich. „Wir fliegen zum Mond. Wir bauen selbstfahrende Autos. Aber so ein bisschen Knorpelschaden bekommen wir nicht weg?“

Er schaut mich geduldig an.

„Unser Körper ist nur für dreißig, vierzig Lebensjahre geschaffen. Nicht für sechzig, siebzig, hundert“, sagt er schließlich. Das klingt ernüchternd.

„Ich kann nie wieder hüpfen wie ein junges Fohlen?“, frage ich.

„Nein“, sagt der Orthopäde. „Aber wenn wir nicht so viel Gewicht auf die Beine bringen wie ein Ackergaul, traben wir weiter schön durchs Leben.“

Wir sagt der Arzt. Und meint mit dem Ackergaul mich. Ich soll das Übergewicht abbauen. Diesen Humor mag ich. Dieses indirekte Sprechen. Wie in der Bibel. Dort gibt es zum Beispiel das Bild vom Kamel, das durch ein Nadelöhr passt. Eher als dass ein geldgieriger Mensch in den Himmel kommt. Mit Humor werden auch die nicht so schönen Wahrheiten erträglicher.

Ich breche den Gang zum Kühlschrank ab. Auch Chips zum Fußball gibt es nicht mehr. Das Gewicht geht ein paar Kilo runter. Und siehe da, die Knie tun nicht mehr so weh. Jetzt bin ich irgendwo zwischen Fohlen und Ackergaul. Hoffentlich kein Esel. Obwohl, das sind tolle Tiere. Bin ich halt ein Esel.

 

Herzliche Grüße

Felix Leibrock

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